antideutsch@cutuphistory.org

Zitate aus Thomas Haury: Antisemitismus von links, Hamburg 2002

S. 372f.

Richtungsweisend für die forcierte "nationale Wende" in der Geschichtsschreibung der DDR war neben der ZK-Entschließung der als Broschüre verbreitete programmatische Vortrag "Gegenwartsaufgaben der deutschen Geschichtsforschung" von Victor Stern. Stern eignete seiner Zunft die "Mission als politische Erzieher ihres Volkes" zu und forderte eine zutiefst nationale deutsche Geschichtsschreibung" anstelle der "schmachvollen Abwendung vieler westdeutscher Historiker von der Idee der Nation." [Stern 1952, S. 53f., vgl. ND 5.7.1952, "Was erwarten wir von unseren Historikern?"]

S. 365

Alles wurde [von der SED] mit dem Verdikt "antideutsch" belegt: Das Grundgesetz sei eine "oktroyierte, undemokratische, antideutsche Verfassung", die BRD ein "antinationales Gebilde". [Koenen, Wilhelm: Zur Bildung des Nationalrates der Nationalen Front des demokratischen Deutschland, in: Einheit, 5. Jg., März 1950/H. 3, S. 195] (...) Die Politik aller westdeutschen Parteien mit Ausnahme der KPD trüge "antinationalen" und "antideutschen Charakter". [Dokumente der SED, Bd.II, Berlin 1951, S. 317, und Bd. III, Berlin 1952, S. 572] 

S. 381

"...Der Kosmopolitismus stellt das vollkommenste Abbild kapitalistischer Ausbeutung dar, indem er alle Bindungen und Traditionen auslöscht, indem er sogar die nationale Existenz der Völker verneint und nur eins übrigläßt: Die nackte, brutale kapitalistische Ausbeutung im Weltmaßstab..." [Hofmann 1949a, S. 611, 615] 

S. 384

Besonders alarmierend sei in der BRD die Situation im Musikbereich: Im "Schlagerkosmopolitismus" äußere sich "die kosmopolitische Zersetzung, das Gift der amerikanischen Kulturbarbarei am verheerendsten". [Dokumente III, 1952, S. 438] Die klassische deutsche Musik werde "durch den Radau sogenannter Jazzkapellen verdrängt" [Dokumente II, S. 362], deren Musik ein "Instrument der Kriegsvorbereitung" darstelle: "Das ist eine Musik, die das Chaos darstellt, die das Chaos ist, die nicht nur Kriegsvorbereitung, sondern der Krieg ist. Das ist ein Versuch, den Krieg in die Hirne der Menschen einzuschmuggeln." [Georg Knepler, Rektor der Deutschen Hochschule für Musik in Berlin und führender Musikwissenschaftler der DDR, 1951 auf dem Gründungskongreß des Verbandes Deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler in seinem Vortrag "Musik, ein Instrument zur Kriegsvorbereitung", zit. nach Rauhut 1993, S.20]

Ebenso sei der "Boogie-Woogie-Kosmopolitismus" ein "Kanal, durch den das barbarisierende Gift des Amerikanismus eindringt und die Gehirne der Werktätigen zu betäuben droht. Diese Bedrohung ist ebenso gefährlich wie ein militärischer Angriff mit Giftgasen." [Meyer 1952, S. 162]


Kulla at Commonwealth War Memorial Alamein
host: Daniel Kulla @ Systemausfall '90 Verlag